Eine Seite eines Buch das Menschen mit Lernschwierigkeiten helfen sollen sich im öffentlichen Raum zurechtzufinden
Independo Maps - Design thinking
Herausforderungen von Nutzer*innen verstehen (22.08.2024)
Förderjahr 2023 / Projekt Call #18 / ProjektID: 6948 / Projekt: Independo Maps

„Wenn ich eine App nutzen will, um einen Weg zu finden, muss ich einen Text eingeben, wo ich hin will. Ich habe aber Schwierigkeiten beim Schreiben. Also kann ich auch nicht digital navigieren.“

In einer Welt, in der Mobilität für viele von uns selbstverständlich ist, bleibt sie für Menschen mit Lernschwierigkeiten oft eine enorme Herausforderung – denn viele Navigations-Apps setzen voraus, dass man problemlos lesen und schreiben kann. Genau hier wollen wir mit unserem Projekt „Independo Maps“ ansetzen: Wir möchten eine Navigation entwickeln, die für alle zugänglich ist – unabhängig davon welche Form der Kommunikation man nützt.

Die Herausforderungen verstehen

Um eine wirklich hilfreiche Lösung zu schaffen, war es für uns entscheidend, die Bedürfnisse unserer Zielgruppe direkt von ihnen selbst zu erfahren. Wir haben Partnerinstitutionen besucht, und uns von ihnen erzählen lassen, wie sie sich derzeit im Alltag orientieren. Wir haben die Zielgruppe befragt, wie sie derzeit ihren Weg zur Arbeit oder zu einem unbekannten Ort finden, an dem sie sich mit Freunden oder der Familie treffen. Außerdem hat uns interessiert, warum sie herkömmliche Maps-Apps nicht benützen.

Ein häufiges Hindernis, das uns im Umgang mit digitalen Straßenkarten geschildert wurde, ist die Schwierigkeit beim Umgang mit textbasierten Eingabemethoden. Ein direktes Zitat einer unserer Gesprächspartnerinnen bringt dies deutlich auf den Punkt: „Wenn ich eine App nutzen will, um einen Weg zu finden, muss ich einen Text eingeben, wo ich hin will. Ich habe aber Schwierigkeiten beim Schreiben. Also kann ich auch nicht digital navigieren.” Selbst wenn das Ziel einmal eingegeben ist und die Route beginnt, bleibt die Unsicherheit. Unsere Gesprächspartnerin erklärte weiter: „Habe ich das Ziel mal eingegeben und folge der Route, so fällt es mir auch schwer zu sagen, ob ich die richtige Richtung gewählt habe, denn ich kann nicht abgleichen, ob der Straßenname auf der Karte mit jener übereinstimmt, in der ich mich befinde.”

Die aktuelle Lösung und ihre Tücken

Die aktuelle Lösung der Zielgruppe? Selbstgebundene Bücher. Diese Bücher bestehen aus Fotos von markanten Punkten entlang des Weges, den sie zurücklegen müssen. Die Fotos werden mit Pfeilen versehen, die anzeigen, in welche Richtung sie an welchem Wegpunkt gehen müssen.

Diese Abhilfe hat jedoch ihre Tücken. Die Bücher können leicht beschädigt werden oder verloren gehen, was in einer unbekannten Umgebung zu erheblichen Problemen führen kann. Und wenn man sich einmal verirrt, ist es nahezu unmöglich, den richtigen Weg zurückzufinden. Außerdem, so erklärte uns eine Betreuerin, liegen beim ersten Abgehen einer Route die Fotos ja gar nicht vor. Man muss alle Fotoserien selbst erstellen, denn es gibt keine Community, die diese zur Verfügung stellt. Das bedeutet, dass jede neue Route mit erheblichem Aufwand verbunden ist, was die ohnehin schon schwierige Situation weiter verkompliziert.

Nächster Schritt: Ideenfindung und Prototyping

In der Beobachten- und Verstehen-Phase haben wir intensiv daran gearbeitet, die Hindernisse und Bedürfnisse unserer Zielgruppe zu erfassen. Nun gehen wir in die Brainstorming- und Ideenfindungsphase über. Das Ziel dieser Phase ist es, aus den gesammelten Erkenntnissen Ideen für Lösungen zu entwickeln, die uns unserem Ziel – einer Karte, die jeder nutzen kann, unabhängig von der Kommunikationsform – näherbringen. Auf Basis dieser Ideen werden wir die ersten Prototypen erstellen, um konkrete Ansätze zu testen und weiter zu verfeinern.

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