Förderjahr 2023 / Projekt Call #18 / ProjektID: 6716 / Projekt: shrinkwrap.legal
Das Zusammenleben in unserer modernen und vielfältigen Gesellschaft wird zu einem guten Teil durch den Rechtsrahmen bestimmt. In einer idealen Welt reichen hierzu eine Handvoll Gesetze, die für jeden verständlich sind, alle Aspekte des Lebens mitberücksichtigen, jeden möglichen Konflikt vorweg eindeutig lösen können, und eindeutig zu verstehen sind.
Die Praxis gestaltet sich für den Gesetzgeber dann doch nicht ganz so einfach: Die Gesellschaft ändert sich oft schneller, als Gesetze angepasst werden können, und die Welt ist dann im Detail doch vielfältiger, als gesetzlich vorausgedacht werden kann. Unsere alltägliche Umgangssprache und Juristendeutsch wirken zueinander wie Fremdsprachen, und jedes einzelne Detail im Voraus zu bedenken würde Normen noch länger und unleserlicher machen, als sie ohnehin schon scheinen.
Die Details und Regelungslücken wiederum bleiben der Interpretation der Justiz vorbehalten. Ihre Aufgabe ist es, die Normen in konkreten Sachverhalten auszulegen und Recht zuzusprechen. Soll eine neue Situation bewertet werden, reicht es damit oftmals nicht, alle Gesetze zu kennen, sondern vielmehr ist auch die Rechtsprechung relevant.
Diese ist in Österreich teilweise im Rechtsinformationssystem des Bundes veröffentlicht und zugänglich. Nur – wenn schon Gesetze schwierig verständlich erscheinen, sind Gerichtsurteile oft eine noch schwierigere Kost. Zudem reicht es nicht, eine einzige passende Entscheidung zu finden, sondern vielmehr muss eine Vielzahl an Entscheidungen gelesen werden, um eine Judikaturlinie zu identifizieren.
Hier möchten wir mit shrinkwrap.legal ansetzen. Aktuelle KI-Lösungen wie das bekannte ChatGPT ermöglichen es, durch die Nutzung von Large Language Models (LLMs), lange Texte zu verarbeiten. Insbesondere ermöglichen sie es, lange Texte auf die wesentlichen Bestandteile zu kürzen. Genau diese Funktionalität möchten wir mit shrinkwrap.legal entwickeln und der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen.
Unser Plan ist es, durch die Entwicklung einer Extension für Google Chrome solche Zusammenfassungen direkt im RIS anzuzeigen. Wir entwickeln damit keine eigene Plattform, keine weitere Website, sondern wollen die relevanten Informationen direkt auf der Plattform einbinden, die in der juristischen Recherche (neben den mit enormen Kosten verbundenen Plattformen der juristischen Fachverlage) ohnehin die Ausgangsbasis darstellt – dem RIS.
Diesem Projekt werden wir uns die nächsten Monate widmen. Als nächsten Schritt werden wir eine erste prototypenhafte Extension entwickeln und auch als Open Source-Lösung veröffentlichen. Wir freuen uns im Spirit der offenen Entwicklung jederzeit über Feedback und uns gemeinsam mit der Community diesem Projekt zu widmen!
Thomas Schreiber
Neben seinem Hauptberuf in der RTR-GmbH beschäftigt er sich als Programmierer von FlexLex mit der Erstellung von PDFs für den Buchdruck, als Mitgründer von NetzBeweis mit digitaler Signatur.