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Einblicke in die bisherigen Ergebnisse und Ausblick auf offene Fragestellungen
Bisherige Erkenntnisse und erreichte Ergebnisse (26.08.2024)
Förderjahr 2021 / Stipendien Call #16 / ProjektID: 5653 / Projekt: Die Preispersonalisierung im E-Commerce

Ein aktueller Überblick über den den bisherigen Stand der Forschungsarbeit

In den letzten Jahren hat die Preispersonalisierung medial zunehmend an Bedeutung gewonnen, da Unternehmen verstärkt auf Algorithmen und große Datensätze setzen und die Angst vor individueller Preispersonalisierung zunehmend wächst. Diese Entwicklung birgt enormes Potenzial für die Gewinnmaximierung, wirft jedoch zugleich kritische Fragen im Bereich des Datenschutzes, der rechtlichen Rahmenbedingungen und der sozialen Gerechtigkeit auf. Im Rahmen meiner Forschung konnte ich wesentliche Erkenntnisse zu diesen Themen gewinnen, die die Grundlage für weiterführende Arbeiten bilden.

Bisherige Erkenntnisse und erreichte Ergebnisse

Ein Schwerpunkt meiner bisherigen Arbeit lag auf der Analyse der ökonomischen Grundlagen und der rechtlichen Rahmenbedingungen von personalisierten Preisen. Es zeigte sich, dass personalisierte Preise, die auf der Zahlungsbereitschaft der Konsumenten basieren, zwar theoretisch zu einer effizienten Marktallokation führen können, in der Praxis jedoch erhebliche Risiken für die soziale Gerechtigkeit und den Verbraucherschutz bergen. Besonders problematisch ist dabei die Möglichkeit der Diskriminierung, etwa durch den Einsatz von Algorithmen, die auf voreingenommenen Daten basieren.

Im Bereich des Datenschutzes wurde deutlich, dass die Nutzung von Verbraucherdaten zur Preisbildung strengen Vorgaben der DSGVO unterliegt. Insbesondere die Einwilligung der Betroffenen und die Transparenz der Datenverarbeitung sind entscheidende Punkte, die über die Zulässigkeit von personalisierten Preisen entscheiden. Zudem stellt sich auch die Frage, inwieweit automatisierte Preisentscheidungen unter das Verbot ausschließlich automatisierter Entscheidungen nach Art. 22 DSGVO fallen und welche Auswirkungen dies auf die Praxis der Preispersonalisierung hat.

Zivilrechtlich betrachtet sind personalisierte Preise bislang rechtlich nicht eindeutig geregelt. Zwar ist die Preisgestaltung weitgehend durch die Privatautonomie der Anbieter gedeckt, jedoch müssen diese auch den Schutz der Verbraucher im Blick behalten. Besonders relevant ist hier die Frage, ob personalisierte Preise als sittenwidrig gelten könnten, wenn sie ohne ausreichende Transparenz oder auf diskriminierender Grundlage berechnet werden. Auch die Möglichkeit, Verträge aufgrund von Irrtümern oder unzureichender Information anzufechten, stellt ein wichtiges zivilrechtliches Schutzinstrument dar.

Offene Themen und zukünftige Forschungsschwerpunkte

Während diese ersten Erkenntnisse eine solide Grundlage schaffen, bleiben mehrere zentrale Fragestellungen offen, die in der nächsten Zeit weiterverfolgt werden sollen. Ein vorrangiges Ziel ist es, empirische Daten zur Reaktion von Konsumenten auf personalisierte Preise zu sammeln. Diese Daten sollen Aufschluss darüber geben, wie Verbraucher auf unterschiedliche Preisstrategien reagieren, ob sie diese als fair empfinden und welche psychologischen Effekte dabei eine Rolle spielen. Diese Untersuchungen sind entscheidend, um die praktischen Auswirkungen der Preispersonalisierung besser zu verstehen und realitätsnahe Handlungsempfehlungen entwickeln zu können.

Ein weiterer zentraler Aspekt ist die vertiefte Analyse der rechtlichen Rahmenbedingungen. Hierbei wird untersucht, wie bestehende Gesetze auf staatlicher und europäischer Ebene auf die Praxis der Preispersonalisierung angewendet werden können und ob eine Anpassung der Rechtsvorschriften erforderlich ist. Besonders im Fokus stehen dabei die Anforderungen an die Transparenz und die Informationspflichten der Anbieter. Auch die Abgrenzung zwischen zulässigen und unzulässigen Formen der Diskriminierung durch Algorithmen bleibt ein wichtiges Thema, das sowohl rechtlich als auch ethisch beleuchtet werden muss.

Im zivilrechtlichen Bereich werde ich zudem die Möglichkeiten zur Durchsetzung von Verbraucherrechten weiter untersuchen. Hierbei geht es insbesondere um die Frage, wie Verbraucher sich gegen unfaire personalisierte Preise zur Wehr setzen können und welche Beweiserleichterungen im zivilgerichtlichen Verfahren sinnvoll wären, um die Durchsetzung von Ansprüchen effektiv zu ermöglichen.

Ausblick

Die bisherigen Ergebnisse meiner Arbeit zeigen, dass die Preispersonalisierung ein komplexes und vielschichtiges Thema ist, das weitreichende Implikationen für Wirtschaft, Recht und Gesellschaft hat. Ich werde mich intensiv den noch offenen Fragen widmen, um ein vollständiges Bild der Chancen und Risiken dieser Preisstrategie zu entwickeln. Ziel ist es, fundierte Handlungsempfehlungen auf rechtlicher Ebene zu erarbeiten, die sowohl den Schutz der Verbraucher als auch die unternehmerische Freiheit in einem ausgewogenen Verhältnis berücksichtigen.

Dieser Blogbeitrag markiert den Abschluss eines wichtigen Kapitels meiner Forschungsarbeit, doch die Auseinandersetzung mit den komplexen und herausfordernden Fragen rund um die Preispersonalisierung geht weiter.

Mag. iur. Felix Kodolitsch

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Felix Kodolitsch ist Dissertant an der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz. Er arbeitet derzeit als Universitätsassistent am Institut für Zivilrecht, Ausländisches und Internationales Privatrecht im Arbeitsbereich von Institutsleiterin Univ.-Prof. Dr.iur. Brigitta Lurger LL.M. (Harvard).
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