Förderjahr 2020 / Stipendien Call #15 / ProjektID: 5248 / Projekt: Net Neutrality Analysis inside European Mobile Networks
Wie der Titel meiner Arbeit unschwer vermuten lässt, handelt es sich dabei um eine internationale bzw. europäische Studie. Im Idealfall würde ich also Messungen mit allen Tarifen und Anbietern in allen 27 EU-Ländern vornehmen. In der Realtität kann ich aufgrund zeitlicher und finanzieller Einschränkungen aber nur einen Bruchteil davon abdecken.
Um die Anbieter möglichst sinnvoll auszuwählen, ist es nötig, sich zuerst einen guten Überblick über den Markt und die vorhandenen Mobilfunkangebote in der EU zu verschaffen. Eine erste Anlaufstelle ist dabei oft die jeweilige nationale Mobilfunk-Regulierungsbehörde. Die österreichische Regulierungsbehörde RTR bietet beispielsweise eine aktuelle Auflistung aller Betreiber im österreichischen Mobilfunknetz an. Hierzulande gibt es aktuell also 38 Mobilfunkmarken - viele davon sind allerdings nur Branded Reseller oder MVNOs (Mobile Virtual Network Operators), die sich in ein fremdes Mobilfunknetz einmieten. Während man vorrangig Augenmerk auf die echten Netzbetreiber und die Marken mit dem größten Marktanteil richten wird, spielen auch die verfügbaren Tarifoptionen eine wichtige Rolle. Da es in meiner Studie um Netzneutralität geht und ich vor allem die providerseitigen Traffic-Klassifizierungsmechanismen genauer unter die Lupe nehmen will, macht es Sinn, sich auf Tarife mit verfügbarem Zero-Rating zu beschränken (für eine korrekte Verrechnung muss der Traffic ja offensichtlich zuerst richtig klassifiziert werden).
Eine gute Übersicht über Zero-Rating Angebote in der EU bietet der jährliche Bericht über die Umsetzung der Netzneutralitäts-Guidelines der BEREC. Im letzten Bericht vom Oktober 2020 wurde festgestellt, dass aktuell die Provider in 26 von 28 Ländern Zero-Rating-Tarife anbieten. Will man in einem konkreten Land noch weiter in die Tiefe gehen, gibt es zur gleichen Thematik auch noch Jahresberichte des jeweiligen nationalen Regulators. Trotz der Vielzahl an Berichten kommt man meistens nicht darum herum, sich letztendlich unmittelbar auf den Websiten der jeweiligen Provider über aktuelle Tarife zu informieren. Aufgrund fremdsprachiger Websites und intransparenter Tariflandschaften ist das oft kniffliger, als man zu Beginn glauben würde. Leider ist Zero-Rating bei vielen Providern nur für Tarife aus dem höheren Preissegment und mit mehrjähriger Mindestvertragsdauer verfügbar. Da ich die SIM-Karten/Verträge jedoch nur für einen relativ kurzen Zeitraum brauche, um meine Messungen durchzuführen, alles andere als ideal. Auch die Akquise bzw. der Vertragsabschluss von Österreich aus und die SIM-Registrierungspflicht könnten noch zur Herausforderung werden - die aktuellen Corona-Reisebeschränkungen machen die Sache nicht einfacher. Wobei die Coronavirus-Pandemie in diesem Fall auch einen unverhofften Vorteil für die Messungen bringen könnte: Einige Provider in der EU haben als Reaktion auf Covid-19 temporäre Zero-Rating Angebote eingeführt, wodurch z.B. Websites mit aktuellen Regierungsinformationen über das Virus oder E-Learning Portale für Schüler*innen zum Nulltarif aufgerufen werden können. Da diese Regelungen vermutlich auch bei günstigen Tarifen zur Anwendung kommen, könnten sie einen niederschwelligen Zugang zu den dahinterliegenden Mechanismen zur Traffic-Klassifizierung ermöglichen.