
Förderjahr 2024 / Stipendium Call #19 / ProjektID: 7223 / Projekt: Algorithmic Problem Solving in Unplugged Computer Science Outreach Activities
Wie vermittelt man algorithmisches Denken über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg? Im Frühjahr 2025 hatte ich die Gelegenheit, Teil eines internationalen Projekts am IIT Gandhinagar (IITGN) in Indien zu sein – und dabei Informatik ganz neu zu erleben.
Hoppla! Schon vor mehr als 3 Monaten habe ich meinen letzten Blog verfasst! Ich möchte daher die Gelegenheit nutzen, um von meinen neuesten Erfahrungen zu berichten: Im Rahmen eines internationalen SPARC-Projekts durfte ich im März und April 2025 für knapp zehn Tage nach Gujarat, Indien reisen. Das Projekt, eine Kooperation zwischen der IIT Gandhinagar (IITGN), dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT), hat ein spannendes Ziel: die Entwicklung eines Roboterarms, der mithilfe von Künstlicher Intelligenz Hilfestellungen bei Unplugged-Aufgaben zum Computational Thinking geben kann. Somit reiste ich gemeinsam mit meinem Dissertationsbetreuer Tobias Kohn (KIT) nach Indien.
Meine Rolle in diesem Projekt ist es, didaktische Expertise einzubringen. Dazu habe ich einen Workshop zu CS Unplugged angeboten, um mehr Menschen zu CS Unplugged und dessen Möglichkeiten zu inspirieren und das Konzept näher zu bringen :)
Workshop: Algorithmisches Denken zum Anfassen
Der Workshop richtete sich an Lehrende und Forschende des IIT, aber auch umliegenden Universitäten, und war geprägt von offener Neugier und reger Diskussion. Ich stellte dabei drei zentrale Formate aus meiner Arbeit am eduLAB vor:
- Meine selbstentwickelte Kartensortieraufgabe, bei der Teilnehmende sortierte Abläufe in kooperativer Weise erzeugen. Eine kleine Einführung dazu, und was es mit meiner Forschung zu tun hat, findet sich in meinem ersten Blogbeitrag – nach meiner Erzählung von Indien bekommt ihr dann endlich die detaillierte Beschreibung dazu – versprochen! ;)
- Ozobot-basierte Aufgaben, die algorithmisches Denken mit Robotik kombinieren. Ozobots sind kleine Roboter die Linien verfolgen können und Farbcodes lesen. Mit ihrer Hilfe kann man Programmierkonzepte kennenlernen, ohne dabei auf traditionelle Weise zu programmieren.
- Weitere unplugged Formate aus dem eduLAB, die ich gemeinsam mit Kolleg:innen sowohl von der TU Wien als auch vom KIT in Deutschland entwickelt habe. Ein Beispiel daraus ist eine 3D-gedruckte Balkenwaage, mit der man Sortieralgorithmen erklären und durchführen kann wie ein Computer – ganz ohne Computer.
Der Austausch mit den Teilnehmenden war super konstruktiv: Wir diskutierten über die Grenzen und Potenziale von Unplugged-Aufgaben, über kulturelle Unterschiede im Zugang zur Lehre und Schulsystem – und über kreative Möglichkeiten, analoge Zugänge in neue Kontexte zu übertragen. Im Anschluss an den Workshop entstanden sogar erste Ideen für weitere Kollaborationen, mehr dazu im nächsten Beitrag ;)
Besonders spannend war für mich und meine Forschung die Perspektive, die die Diskussionen auf meine eigene Dissertation eröffnet haben. In meiner Forschung beschäftige ich mich mit den intuitiven Problemlösestrategien von Schüler:innen in algorithmischen Aufgaben. Gerade der Kontrast zwischen den theoretisch-konzeptionellen Zugängen der Forschenden und den spontanen, oft kreativen Lösungsversuchen junger Lernender war auffällig – und sehr aufschlussreich. Der Workshop gab mir die Gelegenheit, meine Beobachtungen zur Sprache zu bringen, Rückmeldungen aus einer anderen akademischen Kultur zu erhalten und meine Fragestellungen weiterzudenken.
Vernetzung: Bildung verbindet
Besonders inspirierend war auch die Begegnung mit vielen Menschen aus dem Center for Creative Learning IITGN, die sich mit großer Leidenschaft für Hands-On Bildung engagieren. So traf ich Jay Thakkar und Jyothi Krishnan wieder – zwei Forscher:innen, die ich im Oktober bei der CMSC-Konferenz in Trier kennengelernt hatte. Das Wiedersehen hat mir sehr viel Freude bereitet!
Auch mit Arun Prakash aus dem CCL entwickelte sich ein intensiver Austausch: Unsere Gespräche über die Philosophie von Hands-on Lernen führten uns gleich dreimal bei einer Tasse Chai zusammen.
Ich bin dankbar für die Zeit, die Gespräche und das Vertrauen, das mir vor Ort entgegengebracht wurde – und ganz besonders für die hervorragende Organisation und herzliche Begleitung durch Aditi Kothyal, die nicht nur das Projekt koordiniert, sondern auch uns Gäste wunderbar umsorgt hat.
Ein Blick in den Maker Bhavan
Ein weiteres persönliches Highlight war mein Besuch im Maker Bhavan, dem FabLab der IITGN. Aniruddh Mali, der mich herzlich empfing und durch das super ausgestattete Lab führte, zeigte mir nicht nur die beeindruckende Ausstattung des Labs, sondern half mir auch dabei, Materialien für den Workshop direkt vor Ort im 3D-Druck anzufertigen (genauer: die oben erwähnte Waage und ihre Gewichte). In wenigen Stunden waren kleine physische Lernobjekte einsatzbereit – ganz im Sinne von "Hands-on Computer Science".
Ausblick auf Teil 2: Neue Kollaborationen!
Im nächsten Blogbeitrag nehme ich euch mit zur DA-IICT, einer benachbarten Universität, wo Studierende physische Sortiernetzwerke mit echten Komparatoren gebaut haben – ein faszinierender Zugang zu einem klassischen Algorithmus, ganz analog und unglaublich kreativ.
Martina Landman
