Förderjahr 2021 / Projekt Call #16 / ProjektID: 5736 / Projekt: Vorsicht, Falle!
Fälle von Internetbetrug steigen und steigen und...
Internetbetrug nimmt zu. Auch in Österreich. Laut dem Bundeskriminalamt wurden 2021 46.179 Cybercrime-Delikte zur Anzeige gebracht. Wie auch in den vorangegangenen Jahren fielen dabei die mit Abstand am meisten Anzeigen in den Bereich des Internetbetrugs – 2021 waren es 22.440. Darunter subsumiert das Bundeskriminalamt unter anderem Betrugsmaschen mit denen wir als Watchlist Internet tagtäglich zu tun haben wie unseriöse Gewinnversprechen oder Fake-Shops.
Und was dagegen tun?
Wie bereits in der Vorstellung des Projekts Watchlist Internet erklärt, gehen wir mit der Watchlist Internet präventiv gegen Internetbetrug vor, indem wir vor aktuellen Maschen warnen. Damit können wir beispielsweise Menschen erreichen, die im Moment des Zweifels nach einem betrügerischen Shop suchen. Für all jene Menschen, die sich selbst und ihr Umfeld laufend informiert halten wollen, soll es mit Vorsicht, Falle! ein zusätzliches und interaktives Werkzeug geben, das dabei hilft, sich und andere vor Internetbetrug zu schützen.
Erfahrung und Interaktion als Basis von Vorsicht, Falle!
Die Überlegungen hinter Vorsicht, Falle! basieren auf Lern- und Motivationstheorien, die auch bei Schulungs-Maßnahmen im Bereich Cyber-Security Awareness Anwendung finden. So plädiert der Cyber-Security Experte Jordan M. Schroeder für aktives Feedback als zentralen Bestandteil von Awareness-Maßnahmen. Dazu zählt für ihn unter anderem die Aktivierung jener, die das Ziel von bestimmten Maßnahmen sind sowie ein damit einhergehendes permanentes Feedback als Motivation.
Ähnlich wird das im didaktischen Modell des erfahrungsbasierten Lernens beschrieben. Dabei wird davon ausgegangen, dass erst die praktische Auseinandersetzung mit einem Thema, Lernen ermöglicht. Notwendig ist also eine Erfahrung, die als möglichst echt wahrgenommen wird. Der Pädagoge David Kolb gliedert den erfahrungsbasierten Lernzyklus in die folgenden Schritte:
- Konkrete Erfahrung
- Beobachtung und Reflexion
- Bildung Abstrakter Begriffe
- Aktives Experimentieren
Das Spiel mit der Angst
Das Projekt Vorsicht, Falle! setzt hier an. Wir gehen davon aus, dass – neben dem Verfassen von Warnmeldungen oder dem Erstellen von Erklärvideos – interaktive Elemente helfen können, um Menschen präventiv vor Internetbetrug zu schützen. Mit Vorsicht, Falle! simulieren wir daher die gängigsten Betrugsmaschen und lassen die Menschen für einen kurzen Moment im Glauben, tatsächlich Opfer eines Internetbetrugs geworden zu sein ("Konkrete Erfahrung").
Auch diese Methode findet im Cyber-Security Bereich Anwendung: Die Expertin Jessica Barker betont die Wichtigkeit, Cyber-Angriffe als reale Bedrohungen zu kommunizieren. Diese Kommunikation kann ebenfalls Angst auslösen, die wiederum paralysierend wirken kann. Zentral ist daher die Angst richtig zu adressieren und die Selbstwirksamkeit der Zielgruppe anschließend zu erhöhen. Mit dem Begriff Selbstwirksamkeit bezieht sich Barker auf ein psychologisches Konzept: Dieses beschreibt das Vertrauen einer Person, schwierige Situation aufgrund eigener Kompetenzen erfolgreich selbst ausführen zu können.
Bei Vorsicht, Falle! wollen wir einen Kompetenzerwerb und somit auch eine erhöhte Selbstwirksamkeit durch die Auflösung der jeweiligen Falle ermöglichen: Das Erlebte wird dabei noch einmal vor Augen geführt und Hinweise auf den soeben durchgemachten Betrug verständlich erklärt. So kann die Erfahrung reflektiert und eingeordnet sowie daraus gelernt werden ("Beobachtung und Reflexion"). Dabei werden gängige Begriffe wie zum Beispiel Phishing oder Domain anschaulich begreifbar gemacht ("Bildung abstrakter Begriffe"). Nach der Auflösung folgt außerdem eine Aufforderung, selbst jemanden in die Falle zu locken. Damit wollen wir anregen sich weiter aktiv mit dem Thema auseinanderzusetzen und neue Erfahrungen zu machen ("Aktives Experimentieren").