Förderjahr 2023 / Projekt Call #18 / ProjektID: 6899 / Projekt: ARTverse
Unsere Arbeit an ARTverse schreitet voran. Hier möchten wir einen genauen Einblick in die Idee hinter dem Projekt und Details zum Kontext geben sowie einen Eindruck von unseren Zielen vermitteln, die jetzt mehr und mehr Form annehmen.
Vorweg: Eine kurze Geschichte des Metaverse
Eingeführt hat den Begriff Metaverse der Schriftsteller Neal Stephenson in seinem 1992 erschienenen Science-Fiction-Roman "Snow Crash". Dort entspricht das Internet einer räumlichen Einheit, mittels Headset wird auf eine virtuelle und erweiterte Realität zugegriffen. Im Oktober 2022 kündigte der Tech-Gigant Meta die Social-Media-Plattform Horizon Worlds an, eine immersive Umgebung, die Nutzerinnen und Nutzer mit Avataren erkunden sollten. Zur gleichen Zeit wurden Non-Fungible Tokens (NFTs) mit dem Potenzial zu digitaler Einzigartigkeit populär. Das "Metaverse" wurde auch zu einem Schlagwort in der Geschäftswelt: Unternehmen begannen, virtuelle Bereiche und Räume zu verkaufen. Künstlerinnen und Künstler wandelten ihre Werke in NFTs um, um damit diese Räume zu schmücken.
Das Projekt ARTverse und die Idee vom Metaverse
Die ersten Konzepte für ARTverse haben wir im März 2023 entwickelt. Für uns eröffnen das Metaverse bzw. immersive digitale Umgebungen viele kreative Möglichkeiten, die über die bloße Nachbildung physischer Räume und Relationen hinausgehen. Welchen Sinn macht es aber, etwa ein Badezimmer in einem Haus im Metaverse einzurichten? Extended Reality (XR)-Technologien umfassen Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR) und Mixed Reality (MR). Zusammen bilden sie das sogenannte “virtuality continuum” und sollten als neue Medienformen erforscht werden. Für unser Projekt ARTverse experimentieren wir mit Methoden und Optionen in VR.
ARTverse soll zu einer umfassenden Plattform für das Erstellen, Lehren und Präsentieren von Kunst in virtueller Realität werden. Anders als bereits existierende Anwendungen und Tools zielen wir mit unserem Projekt darauf ab, eine integrierte Umgebung zu schaffen, in der der vollständige Prozess in der VR ablaufen kann. ARTverse soll neue Erkenntnisse bringen und innovative Ausdrucksformen ermöglichen, spezifisch für das Metaverse, indem der kreative Prozess in eine virtuelle, immersive Umgebung verlagert wird.
Nachruf auf das Metaverse?
Der Metaverse-Hype dauerte nur kurz und das Nachrichtenportal “Business Insider” erklärte im Mai 2023 sogar dessen Ende. Chatbots auf Basis von Large Language Models wie ChatGPT stehen jetzt im Mittelpunkt von Diskussionen, in denen es um disruptive Technologien geht. Sie sind an die Stelle immersiver Technologien getreten. Ein Teil der Forschungscommunity schließt sich diesem “Todesurteil” nicht an. Vielmehr feiern diese Leute das Scheitern von Metas Metaverse-Vision. Sie sehen das als Chance, dass sich sinnvollere Erfahrungen in immersiven virtuellen Umgebungen entwickeln und etablieren.
Instabile Plattformen als Herausforderung
Im Jänner 2024 haben wir mit der Arbeit an ARTverse begonnen. Zuerst haben wir uns auf die Suche nach einer Plattform gemacht, die für unsere Lösungen für Künstlerinnen und Künstler, Pädagoginnen und Pädagogen sowie Museen geeignet ist. Wir haben Plattformen getestet und Dokumentationen geprüft, um herauszufinden, ob wir benutzerdefinierte Toolkits für das Erstellen, Vermitteln und Ausstellen von Kunst in diesen Systemen ergänzen können. Wir mussten feststellen, dass die Realität dieser Plattformen sehr instabil ist und laufend Initiativen gestoppt oder ihre Entwicklung eingestellt wurde.
Decentraland, eine Open-Source-Plattform mit einem Marktplatz für NFTs und Vermögenswerte, hängt in der Dynamik eng mit dem volatilen Kryptowährungsmarkt zusammen. Mozilla Hubs, ebenfalls ein Open-Source-Projekt, wird seinen Demoserver, die Abonnements und die Community-Ressourcen am 31. Mai 2024 beenden.
Kreativität und Fähigkeiten fördern, anstatt bloß zu kopieren
Bei unserer Suche nach einer Plattform für ARTverse sind wir auf Nutzerinnen und Nutzer gestoßen, die VR- und Metaverse-Plattformen weit über den Erwerb von Assets für den virtuellen Raum hinaus einsetzen. So etwa das Künstlerduo "No Worries Just Shapes", das Tilt Brush als Skizzen-Werkzeug für die Erstellung von Prototypen verwendet. Diese werden zu ihren Kreationen hinzugefügt. Darüber hinaus existieren auch bestehende Lösungen, die über mehrere Jahre hinweg eine stabile Anzahl aktiver Nutzerinnen und Nutzer verzeichnen.
Pokemon Go war zunächst ein großer Erfolg und zeigte der Welt, welche Möglichkeiten AR eröffnen kann. Viele Nutzerinnen und Nutzer luden die App zwar nur aus Neugier herunter und setzten sich danach nicht mehr damit auseinander. Dennoch zieht das Spiel durch seine Erzählungen und mit ihren Communitys täglich immer noch Tausende Menschen an. Aufgrund der COVID-19-Pandemie musste eine Version für den Innenbereich erstellt werden. Die Anzahl der Nutzerinnen und Nutzer im öffentlichen Raum ging folglich zurück. Die Pandemie führte jedoch zu einem Anstieg der Nutzerzahlen insgesamt. Auch die Gemeinschaftsbeziehungen in Second Life[5] wurden im Zuge der COVID-19-Pandemie gestärkt. Second Life ist eine virtuelle Welt, die seit mehr als 20 Jahren existiert. Dort können Räume und Güter personalisiert erstellt und auch Veranstaltungen wie Musikkonzerte und Treffen organisiert werden. So entstehen Communitys auf Basis gemeinsamer Interessen.
Virtuelle soziale Interaktionen weiterentwickeln
Fazit aus unserer Recherche, dem Testen und Ausprobieren: Die anhaltende Beliebtheit von Plattformen wie Pokemon Go und Second Life zeigt eine Vorliebe der Nutzerinnen und Nutzer virtueller sozialer Netzwerke für alle Möglichkeiten, mit denen sie ihre Kreativität ausdrücken und Fähigkeiten umsetzen können. Die Realität einfach zu spiegeln bzw. zu kopieren reicht nicht aus. So werden etwa auch individuell gestaltbare Avatare virtueller Markenkleidung vorgezogen.
An diesem Grundsatz orientiert sich unser Projekt ARTverse, mit dem wir eine lebendige Gemeinschaft schaffen möchten und dafür Beiträge von verschiedenen Interessengruppen einholen. Wir wollen virtuelle soziale Interaktionen fördern und erweitern. Daher stehen bei der Wahl der Plattform die Handlungsfreiheit und der kreative Ausdruck der Nutzerinnen und Nutzer im Vordergrund.