Förderjahr / / ProjektID: / Projekt: Wie sinnvoll ist ein neues Tool?
Beim netidee Community Camp bekamen wir viel Gelegenheit, über das Projekt und seine Wirkungen zu reflektieren. Dabei stellten sich die Fragen: Welches Problem haben die zukünftigen Nutzer? Was brauchen sie? Wie findet man das heraus?
Raus aus der Komfortzone
Letzteres wurde im Rahmen des Camps erläutert: durch Interviews. Und so wurde auch gleich am Camp gemeinsam mit den Trainern festgelegt, wie viele und wer zu interviewen ist. In meinem Fall habe ich IT-Lehrkräfte als mögliche Nutzer identifiziert, sodass ich mich auf fünf Interviewpartner festlegte.
Natürlich kenne ich ein paar Lehrer, die das unterrichten und daher leicht zu erreichen und befragen sind. Aber das wäre zu einfach – und für die Qualität der Ergebnisse nicht unbedingt förderlich, schließlich sind diese Personen dem Befrager nicht mehr neutral eingestellt.
Also heraus der Komfortzone, und neben zwei mir bereits bekannten Lehrern noch drei andere Schulen im Umkreis kontaktiert und gewartet, wohin das führt. Die Direktionen stellten freundlicherweise den Kontakt her. Inzwischen führte ich die Interviews, und es hat sich absolut ausgezahlt.
Learning #1: Keine Angst vor fremden Menschen.
Alle angesprochenen Personen nahmen sich die Zeit für ein Gespräch. Bei allen hatte ich den Eindruck, dass sie sogar froh sind, einmal über ihre Arbeit zu sprechen und ihr Herz ausschütten zu können. Das führt direkt zu
Learning #2: Es dauert länger, als man denkt.
Fünf Fragen nahm ich in den Leitfaden auf. Ein Gespräch dauerte rund 30 Minuten.
Learning #3: Sei bereit für Neues.
Nur, wer Kontakt zu neuen Personen herstellt, kann neues kennenlernen. Das führte nicht nur dazu, dass sich InteressentInnen für meine Plattform finden, sondern überhaupt auch neue Möglichkeiten, wie diese in den Schulen bekannt gemacht wird.
Wer und was?
Um ein möglichst weites Spektrum zu erfassen, sind die befragten Lehrer aus fünf verschiedenen Schultypen: Mittelschule, Gymnasium, Handelsakademie, HTL, IT-Kolleg. Ein Lehrer ist aus Tirol, die anderen unterrichten im Burgenland.
Die fünf Fragen bildeten das Grundgerüst meiner Gespräche:
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Was, welche Sprachen unterrichten Sie im Informatik-Unterricht?
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Gehören die Browser-Technologien HTML, CSS, JavaScript ebenfalls dazu?
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Welche Werkzeuge verwenden Sie dafür?
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Wo begegnen Ihnen die größten Schwierigkeiten im Unterricht? Wie oft tritt das auf? Was hätten Sie gerne anders?
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Mein Projekt befasst sich mit einer Online-Plattform für den Unterricht von HTML, CSS und JavaScript im Klassenverband. Welche Wünsche hätten Sie an eine solche Plattform?
Zusammengefasst: Die Ergebnisse
Nachdem es nicht möglich ist, über den Schultyp von einer Schule auf den anderen zu schließen, gebe ich diese Information hier nicht an.
Generell zeigt sich ein sehr breites Bild, wie IT-Themen an den Schulen unterrichtet werden. Das reicht von Scratch und Lego Mindstorms über Processing und Python bis zu Java und den Webtechnologien HTML, CSS und JavaScript bzw. PHP. Vor allem mit älteren SchülerInnen werden hier auch professionelle Entwicklungsumgebungen verwendet (IntelliJ, Eclipse, PHPStorm, Netbeans, Phase 5), aber nicht nur: Auch einfach Texteditoren wurden genannt.
Während in der Mittelsschule bzw. Unterstufe das Thema Programmieren bestenfalls in Freifächern vorkommt, ist es Teil der Ausbildung in den Oberstufen und weiterführenden Schulen, entweder als Pflicht- oder als Wahlpflichtfach.
Viele der befragten Lehrer würde gerne mehr Programmierung und Informatik im Unterricht unterbringen, scheitern aber am Lehrplan, der zu wenig Einheiten für IT-Unterricht vorsieht, aber auch an den SchülerInnen, denen das Verständnis für die Problemlösung fehlt. Auch von einem fallenden Interesse seitens der SchülerInnen wurde mir berichtet.
Um diesem Fehlen der Grundkompetenzen der Informatik entgegen zu wirken, wünschen sich die LehrerInnen Hilfestellung in Form von didaktisch gut aufbereiteten Aufgabenstellungen und fertigen Materialien. Besonders die Lehrer, die IT „nebenbei“ unterrichten und selbst keine tiefergehende Informatikausbildung genossen haben, würde sich hier LehrerInnen wünschen, die mehr Fachwissen mitbringen.
Die Wünsche an meine Plattform können einfach zusammengefasst werden: Für die Lehrkräfte soll die Verwendung keinen Mehrbedarf bedeuten. Vorbereitete Aufgabenstellungen sind wünschenswert.
Expect the unexpected
Wie es der Zufall will, lernte ich in einem der Befragten den Initiator der Plattform LMS.at kennen. Die Plattform wird vom Bildungsministerium betrieben und ist an sehr vielen Schulen in ganz Österreich im Einsatz.
Im Anschluss an das Interview klärten wir eine mögliche Integration, sodass die Coding4Kids-IDE als Teil von LMS.at einfach von allen Schulen verwendet werden kann – vor allem, ohne dass die Schulen eine zusätzliche Plattform kennenlernen müssen.
Daher an dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank für die Workshops beim netidee Community Camp, die über „verordnete“ Customer Exploration diese Möglichkeit eröffnet haben!
Franz Knipp
2011 gründete ich nach über zehn Jahren und einer Menge großer Projekte mein eigenes Unternehmen (qnipp GmbH), um in meinem Wohnort meiner Frau und mir (und momentan drei weiteren Personen) einen Arbeitsplatz im Bereich der Software-Entwicklung zu schaffen. Zu dieser Tätigkeit gesellte sich das Unterrichten an der Fachhochschule Burgenland, das mir große Freude bereitet. Im Kontakt mit den IT-Studierenden fiel mir deren Abneigung gegen das Programmieren auf, sodass ich beschloss, mittels Coding Workshops für 10- bis 14-Jährige Abhilfe zu schaffen und den Kindern meine eigene Begeisterung für diese Tätigkeit zu vermitteln.
Motto: Have fun, teach (with) passion, be a creative coder :-)