Betrug mit Nahrungsergänzungsmitteln
Ein Überblick über Relevanz, Gefahren & Bewerbung (28.11.2023)
Förderjahr / Projekt Call #17 / ProjektID: 6326 / Projekt: Fraud Seeker

Kriminelle Akteur:innen verbreiten Angebote von Nahrungsergänzungsmitteln über Social Media und versprechen dabei wahre Wunder.

Betrug mit Nahrungsergänzungsmitteln boomt

Ein Nahrungsergänzungsmittel, das dabei helfen soll, „Symptome des Bluthochdrucks loszuwerden“. Pillen, deren natürliche Inhaltsstoffe „hartnäckiges Fett innerhalb von nur wenigen Wochen zum Schmelzen“ bringen. Oder ein Spray, das die „Wiederherstellung der Knorpel in den Gelenken“ und Schmerzlinderung verspricht.

Bei all diesen Produkten handelt es sich um Nahrungsergänzungsmittel, vor deren Kauf wir als Watchlist Internet warnen. Wie relevant der Betrug mit Nahrungsergänzungsmitteln ist, zeigen unsere Statistiken: Unter den Top 5 der 2023 am häufigsten aufgerufenen Artikel auf watchlist-internet.at befinden sich genau diese drei Warnartikel.

Im Rahmen des Projekts arbeiteten wir zudem mit Traffic-Analysen, um herauszufinden, wie relevant die von uns gefundenen betrügerischen Domains für den österreichischen Markt sind. Analysiert wurden dabei alle vom Crawler gefundenen Domains – von betrügerischen Investmentplattformen über Fake-Apotheken bis hin zu den Online-Shops für Nahrungsergänzungsmittel. Das Ergebnis bestätigt, dass der Betrug mit Nahrungsergänzungsmitteln nicht nur boomt, sondern auch funktioniert: Die Seiten ketoxplode.com und ketoxplode.at, auf denen Abnehmmittel verkauft werden, zählen zu jenen mit den meisten Seitenaufrufen.

 

Einstufung als Betrug

Die Einstufung eines Angebots als betrügerisch oder zumindest problematisch ist dabei nicht immer eindeutig. Im Laufe des Projekts hat sich jedoch herauskristallisiert, dass folgende drei Punkte Hinweise auf betrügerische Angebote geben:

1. Falsche gesundheitsbezogene Angaben

Angaben, dass ein Nahrungsergänzungsmittel Krankheiten vorbeugt, behandelt oder gar heilt, sind in der EU verboten - denn Nahrungsergänzungsmittel sind Lebensmittel und keine Arzneimittel. Erlaubt sind gesundheitsbezogene Aussagen nur, wenn eine gesunde Bevölkerung von der Einnahme des Produkts profitiert und die gesundheitsbezogene Aussage von der EU bewilligt wurde. Dies ist bei den betrügerischen Angeboten nicht der Fall. Im Gegenteil, die Produkte werden als Wundermittel beworben – manchmal sogar inklusive gefälschter Empfehlungen von angeblichen Ärzt:innen.

2. Kein oder unvollständiges Impressum

Viele Websites haben kein oder nur ein unvollständiges Impressum. Online-Händler:innen, die nach Österreich verkaufen, sind jedoch verpflichtet, bestimmte Angaben zum Unternehmen (Firmenname, Firmenstandort, Firmenbuchnummer, Kontaktdaten etc.) transparent zu machen. Ohne Impressum können Konsument:innen bei Problemen ihre Rechte nur schwer durchsetzen. In manchen Fällen zeigt ein Blick ins Impressum, dass das Unternehmen seinen Sitz außerhalb der EU hat. Auch dies kann die Rechtsdurchsetzung erschweren.

3. Verkauf verbotener Inhaltsstoffe

Kriminelle verkaufen im besten Fall nutzlose Produkte für unverschämt viel Geld, im schlimmsten Fall gefährden sie jedoch ganz bewusst die Gesundheit der Konsument:innen. So stoßen wir immer wieder auf Produkte, die in Österreich verboten sind. Viel häufiger aber werden Produkte als „natürliche“ Nahrungsergänzungsmittel beworben, die - wie sich erst nach einer Laboranalyse herausstellt - verschreibungspflichtige oder nicht zugelassene Inhaltsstoffe enthalten.

 

Bewerbung über Social Media

Gestoßen sind wir auf die betrügerischen Seiten durch das Crawlen der meta-Werbebibliothek. Als Suchbegriffe dienen dabei die Produkte selbst. So finden wir aktuell mit dem Suchbegriff „Cardione“ (Nahrungsergänzungsmittel gegen Bluthochdruck) 29 Ergebnisse. Das Beispiel zeigt, wie Kriminelle durch die Bewerbung solcher Produkte falsche Hoffnungen auf Heilung wecken und so mit der Verzweiflung chronisch Kranker spielen. Dabei wird u.a. mit folgenden Strategien und unwahren Behauptungen gearbeitet:

  • Missbrauch berühmter Namen: Stiftung Warentest empfiehlt Cardione gegen Bluthochdruck
  • Vorgetäuschte wissenschaftlichkeit: Cardione ist ein „wissenschaftlich bestätigtes Mittel“ gegen hohen Bluthochdruck.
  • Fake-News-Artikel: Ein Klick auf die Werbeanzeigen führt zu Fake-News-Artikeln, in denen zum Beispiel ein „berühmter österreichischer Kardiologe“ behauptet, dass Cardione nicht nur Bluthochdruck, sondern „weitere 9 angeblich ‚unheilbare‘ Krankheiten“ heilt.
  • Dark Patterns: Direkt im Fake-News-Artikel kann das Produkt auch erworben werden. Dabei wird mit Dark Patterns gearbeitet, die die Konsument:innen zu einem schnellen Kauf motivieren sollen (nur noch 12 Stück verfügbar, Sonderpreis von 39 Euro, wenn innerhalb von fünf Minuten bestellt wird).

Durch das gezielte Crawlen stoßen wir auf verschiedenste Nahrungsergänzungsmittel, die mit den gleichen oder zumindest ähnlichen Strategien beworben werden. Das Finden solcher Parallelen hilft uns dabei, vor solchen Angeboten zu warnen und die Präventionsarbeit im Bereich Nahrungsergänzungsmittel auszubauen.

Tags:

Internetbetrug Internetkriminalität Fake-Shop Onlineshops onlinebetrug Werbung Social Media
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