Förderjahr 2022 / Projekt Call #17 / ProjektID: 6326 / Projekt: Fraud Seeker
Wie gelangen Betrugsopfer zu Fake-Investmentplattformen oder auch auf Fake-Shops die gefälschte Medikamente verkaufen? Die Antwort ist oft: Werbung. So durchsuchen wir die Meta Werbebibliothek auf betrügerische Werbeanzeigen.
Eigentlich kann absolut alles heutzutage über das Internet erledigt werden. Warum also nicht den Medikamenteneinkauf, oder Finanzentscheidungen online verlagern? Das Problem dabei: Unter den seriösen Angeboten finden sich zunehmend betrügerische Angebote, die Konsument:innen gesundheitlich gefährden oder potenziell in den finanziellen Ruin treiben.
Doch wie kommen Betrugsopfer zu den betrügerischen Angeboten? Die Antwort: Auch über Werbung, vor allem auf Social Media. Im Rahmen des Projekts Fraud Seeker, durchsuchen wir teils automatisiert die Meta Werbebibliothek nach betrügerischen Werbeanzeigen. Hier haben wir einige Erkenntnisse dokumentiert:
Suche nach bekannten Fake-Investmentseiten
Eine Möglichkeit die Verbreitung einer bestimmten betrügerischen Investmentplattform nachzuvollziehen ist nach dieser in der Meta Werbebibliothek zu suchen. Hierbei testen wir systematisch ob z. B. eine Facebook-Seite (Facebook Page) zu der konkreten Investmentplattform existiert oder eine Suche nach dem Domainnamen, der URL oder Schlagworten, die auf der Seite aufscheinen am zielführendsten ist.
Der Aufbau der Meta Werbebibliothek lässt allerdings keine detaillierte Suche zu. Oft werden beispielsweise zur Bewerbung von Fake-Investmentseiten thematisch nicht verwandte Facebook-Pages verwendet. Diese existieren oft nur kurz und werden lediglich dazu verwendet für diverse Inhalte Werbung zu schalten.
Erweiterte Stichwortsuche
Systematisch suchen wir auch nach bestimmten Stichworten, mit denen thematisch verwandte Inhalte auf Facebook beworben werden. Beispiele sind „Tesler“ (Abwandlung der Marke Tesla), „Musk“, oder auch Phrasen wie „a secure future in 5 minutes“.
Shops die gefälschte Medikamente verkaufen werden ebenso mit speziellen Phrasen beworben wie z. B. „Ein einzigartiges Werkzeug für Männer“.
Andere Merkmale
Facebook Seiten die Werbung für gefälschte Medikamente oder betrügerische Investmentplattformen machen, weisen häufig folgende Merkmale auf: Sie sind tendenziell nicht verifiziert, bzw. werden nicht von verifizierten Accounts betrieben. Oft hat die Seite wenige Follower, meist unter 100 und sehr wenige Beiträge auf der Seite. Die Beiträge auf der Seite haben oft keinen Bezug zu den Produkten oder Dienstleistungen, die beworben werden und haben sehr wenige Likes oder Kommentare. Zudem sind viele dieser Seiten eher jung und existieren oft erst seit einem Jahr.
Problem: Direkte Akquise
Zunehmend bemerken wir auch über die Meldungen, die bei der Watchlist Internet eintreffen von der Verbreitung von Fake-Investmentplattformen via persönlichen Kontakt. Hierzu nehmen die Kriminellen direkten Kontakt zu den potenziellen Opfern auf – das passiert über private Nachrichten auf diversen Social-Media-Kanälen, darunter Facebook, Instagram, Discord aber auch über Dating-Plattformen und -Apps. Dieser Weg der direkten Akquise ist besonders perfide, da über den persönlichen Kontakt Vertrauen und eine emotionale Bindung aufgebaut wird. Danach wird den Behauptungen der Kriminellen einfacher Glauben geschenkt und Warnungen von außen eher ignoriert.