Illegale Online-Shops auf Steroiden
Kurzer Einblick in unseren Schwerpunkt "Anabolika & Steroide" (20.09.2023)
Förderjahr / Projekt Call #17 / ProjektID: 6326 / Projekt: Fraud Seeker

Im Zuge unserer Recherchen im Bereich betrügerische Versandapotheken kristallisierte sich ein Schwerpunkt auf Anabolika und Steroide heraus. So hat zum einen die Literaturrecherche ergeben, dass in den letzten Jahren neben Potenz- und verschreibungspflichtigen Schmerzmitteln vor allem Anabolika bzw. Doping-Produkte zu den „Bestsellern“ im illegalen Online-Medikamentenhandel gehören.

Um mehr über die Verbreitung dieser illegalen Angebote zu erfahren, haben wir die von uns per Crawler gefundenen Domains einer Traffic-Analyse unterzogen. Das Ergebnis: Zu den am häufigsten besuchten Domains gehören nicht nur illegale Online-Apotheken, die sich auf Potenzmittel spezialisieren, sondern eben auch jene, die Substanzen mit anaboler (muskelaufbauender) Wirkung anbieten.  

 

Zielgruppe: Junge Männer

In Österreich fallen Anabolika unter das Arzneimittelgesetz, sie sind also nur durch die Verschreibung von Ärzt:innen legal erhältlich. Dennoch gibt es zahlreiche Online-Shops, die diese Substanzen rezeptfrei verkaufen. Shoppen im illegalem Markt bedeutet aber auch: Sowohl die Inhaltsstoffe der Produkte als auch die Produktionsbedingungen sind für die Konsument:innen nicht nachvollziehbar. Selbst wenn einwandfreie Originalprodukte an die Konsument:innen verschickt werden, fehlt die medizinische Begleitung bei der Einnahme.

Besonders problematisch dabei: Vor allem junge Männer und Jugendliche sind gefährdet anabole Substanzen aus illegalen Online-Quellen zu beziehen. Jugendliche suchen dabei vor allem nach sehr günstigen Angeboten und sind eher bereit, die negativen Folgen illegaler Substanzen (Nebenwirkungen, Abhängigkeit, gesundheitliche Langzeitfolgen) in Kauf zu nehmen.

Google Suche nach "Steroide kaufen"
Eine einfache Onlinesuche liefert sowohl bei den Suchergebnissen als auch bei den WebChatGPT-Quellen zahlreiche Links zu illegalen Online-Shops

 

Professioneller Webauftritt, illegale Angebote

Um mehr über das Agieren illegaler Anbieter:innen  zu erfahren, analysierten wir die Websites. Untersucht wurden sowohl „klassische Online-Apotheken“ ohne Lizenz (mit Fokus auf Potenzmittel und andere verschreibungspflichtige Medikamente) als auch Online-Shops, die auf Muskelaufbau und den Verkauf anaboler Substanzen ausgerichtet sind. Im direkten Vergleich zeigte sich, dass die Websites für Anabolika deutlich professioneller gestaltet sind und sich die Betreiber:innen als Expert:innen im Bereich Anabolika positionieren.

So werden auf einigen Seiten Zertifikate präsentiert, die diese Expertise belegen sollen, in manchen Fällen wurden sogar offene Stellen ausgeschrieben sowie das komplette Team auf der Website vorgestellt (inkl. KI-generierter Bilder). Auch zahlreiche Kontaktmöglichkeiten werden angeboten: sie reichen von telefonischem Support über Messenger wie Viber, Telegram oder WhatsApp bis hin zu E-Mail und Live-Chat. Mit wem man dabei in Kontakt tritt bleibt undurchsichtig, die Positionierung als Expert:innen und leichte Erreichbarkeit lockt vor allem unerfahrene Jugendliche schneller in die Falle.

 

Betreiber:innen aus der „Szene“?

Wir haben einen dieser Live-Chats getestet und wiederum mit „klassischen“ illegalen Online-Apotheken verglichen. Während bei letzteren vor allem Fragen zu Versand und Lieferproblemen beantwortet wurden, fand im Anabolika-Shop eine konkrete Beratung zu den angebotenen Produkten statt: „Unser Berater“ hat nach eigenen Angaben selbst Erfahrung mit Anabolika und beantwortete daher gerne Fragen zu Unklarheiten bezüglich einzelner Substanzen.

Auch in anderen Anabolika-Shops wurden konkrete Tipps zur Einnahme der muskelaufbauenden Substanzen gegeben. Die umfangreiche Expertise lässt den Schluss zu, dass die Betreiber:innen der illegalen Anabolika-Shops selbst aus der Bodybuilding-Community kommen oder zumindest Kontakte zu dieser bestehen.

 

Einbettung der Erkenntnisse in Watchlist Internet

Vor den Gefahren des illegalen Einkaufs rezeptpflichtiger Substanzen zu warnen, ohne dabei Anleitungen zur Beschaffung ebendieser zu geben, stellt eine wachsende Herausforderung dar. In einem nächsten Schritt wollen wir daher mögliche Präventionsansätze entwickeln.

 

Tags:

Medikamentenhandel Internetkriminalität Internetbetrug Onlineshops Werbung
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