Förderjahr 2020 / Project Call #15 / ProjektID: 5156 / Projekt: urban_geodata
Bevor überhaupt die Materialakquise (das erste Arbeitspaket) so richtig durchstarten konnte, galt es, erstmal zu sondieren, was an Material im Archiv der ÖAW überhaupt vorhanden ist und vor allem in welchem Zustand es sich befindet.
Dazu reicht ein Blick in den Archivbehelf des Vorlass‘ von Elisabeth Lichtenberger (1925-2017) aus dem Jahr 2011, in welchem an prominenter Stelle steht: „Eine nähere Erschließung der Planschrankladen ist noch ausständig“ und ist laut Archivpersonal seither nicht passiert. Gerade diese Planschränke bergen die meisten kartographischen Schätze. Von Verbauungs- und Strukturanalysen diverser Ortschaften Österreichs, über Baualterkartierungen der Gebäude Wiens bis hin zu einer „Kartierung der Weihnachstbeleuchtung der wichtigsten Wiener Geschäftsstraßen 1968“
Von diesen Planschrankladen gibt es 30, die es zu durchforsten galt. Dabei wurde wie folgt priorisiert:
Inhaltlich:
- Was von dem Kartenmaterial ist von wissenschaftlicher Verwertbarkeit/Relevanz?
Eine Strukturanalyse der Verbauung Wiens aus 1958 ist tendenziell gehaltvoller als eine Kartierung der Raiffeisen-Standorte Niederösterreichs 1964.
- Welche Bereiche – zeitlich, räumlich und thematisch – decken diese ab?
Je früher desto interessanter, weil i.d.R. eigenständiger – sprich ohne institutionalisierter Daten wie beispielsweise von Statistik Austria. Darüber hinaus spielt hier auch der Materialverschleiß eine Rolle.
- Sind die Kartierungen vollständig?
Als Beispiel sei hier die Baualterstruktur Wiens angeführt, die für jeden Bezirk mindestens einen riesigen Planbogen aufweist. Von diesen Bögen waren allerdings nur 17 auffindbar – trotzdem ist die Baualterinformation aus den 1960erm auf Gebäudeebene von höchstem Interesse vor allem im Vergleich mit aktuellen Gebäudedaten.
Technisch:
- In welcher Form liegt das Material vor?
Teilweise handelt es sich um Transparenzpapier, welches mit Durchlicht gescannt werden muss, teilweise Filme, die einer sehr großen Auflösung bedürfen, aber meist sind es gebundene Originalbögen, die mit entsprechender Sorgfalt zerlegt werden müssen.
- In welchem Zustand befindet es sich?
Entgegen der Annahme, dass in Archiven stets mit weißen Baumwollhandschuhen gearbeitet wird, handelt es sich bei dem Inhalt der Planschränke um größtenteils ungesichtetes Arbeitsmaterial, daher sind Knicke und Risse vorhanden. Darüber hinaus natürlich auch Vergilbung und ausbleichende Farben.
- Welche Abmessungen hat es?
Der Flachbettscanner des Archives erfasst 60x45 cm. Ein Großteil der Bögen ist umfangreicher, der überwiegende Teil aber nur um ein paar Zentimeter. Diese Fälle werden in zwei Durchgängen so gescannt, dass sie an unproblematischen Stellen wieder zusammengestoppelt werden können.
Organisatorisch:
- Wo muss das Material eingescannt werden?
Das ÖAW Archiv bietet einen großen Flachbettscanner; für die Bögen der besagten Baualterkartierung bedarf es einen Trommelscanner.
- Wie viel des Materials ist innerhalb der Projektlaufzeit umsetzbar?
Das bisher gescannte Material kommt bis jetzt auf einen halben Terrabyte, wobei nach derzeitigem Stand geschätzte 100 Gigabyte hinzukommen. Je nach Geschwindigkeit bei der Aufbereitung und Georeferenzierung wird sich zeigen, ob weiter reduziert werden muss oder ob sich zusätzliche Kapazitäten ergeben.