Wissenschaft in Diskussion
Mehr noch als andere Disziplinen braucht qualitative, sozialwissenschaftliche Forschung den Austausch und die Diskussion. (26.11.2018)
Förderjahr 2017 / Stipendien Call #12 / ProjektID: 2422 / Projekt: Repräsentationen des digitalen Spielens

Motivation, Begeisterung, Überforderung und Träume lassen sich nicht messen. Sie lassen sich auch nur sehr begrenzt durch Fragebögen einfangen und auswerten. Beim Versuch zu verstehen, warum Menschen tun, was sie tun, liefern qualitative Ansätze aus eben diesen Gründen wertvolle Hilfe. Hier wird lang und ausgiebig miteinander gesprochen, intensiv beobachtet und dicht beschrieben. Die Forschenden selbst werden – wenn man so will – zum Messwerkzeug, das soziale Interaktionen wahrnimmt und zu Daten werden lässt.

Messwerkzeuge müssen geeicht werden – wohl ein zu nüchtern technisches Bild, für den Kontext qualitativer Sozialforschung, aber ein Stück weit erklärt es, warum gerade diese Form der wissenschaftlichen Arbeit den Austausch so dringend braucht: Qualitative Methoden leben von der Wahrnehmung der Forschenden und von der Interpretation des Wahrgenommenen. Beides sind höchst subjektive Vorgänge. Sie sind zutiefst beeinflusst von der kulturellen Prägung, den individuellen Eigenheiten und sogar von der Tagesverfassung der Forscherin oder des Forschers. Aus diesem Grund muss die eigene Rolle in qualitativen Forschungsprozessen auch reflektiert und mitbedacht werden. Und dazu braucht es mehr als nur den eigenen Blick.

Ideen, Interpretationen und Argumentfolgen, die am eigenen Schreibtisch plausibel und zutreffend erscheinen, können in Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen aus der Forschung, aber natürlich auch mit Akteurinnen und Akteuren des Feldes schnell ins Wanken geraten. Diskussionen in den verschiedenen Kontexten von Konferenzen, Vorträgen und Diskussionsrunden helfen dabei, blinde Flecken zu entdecken, Schwachstellen der Argumentation zu erkennen und die eigenen Interpretationen durch andere Perspektiven zu vertiefen. Das ändert nichts daran, dass die Ergebnisse eng mit der eigenen Person verflochten sind, aber es hilft dabei, die Grenzen der eigenen Wahrnehmung zu erkennen und in den Analysen zu berücksichtigen. Also wird hier doch ein Stück weit geeicht und auf diesem Weg die Qualität der Forschung gesichert.

Harald Koberg

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Harald Koberg ist Doktorand am Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie der Karl-Franzens-Universität Graz und leitet den Bereich für digitale Spiele bei Ludovico, einem Verein zur Förderung des Spielens, der Spielkultur und der Spielpädagogik.
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