Förderjahr 2016 / Stipendien Call #11 / ProjektID: 1938 / Projekt: Interpreting Game-Scores and Data of Serious Games for Health using Decision Support Systems
In einer internationalen Forumsstudie wird in naher Zukunft die primäre Hypothese überprüft: hängen Spielescores mit dem tatsächlichen Gesundheitszustand von jungen Stammzelltransplant-Patienten zusammen?
Die ursprüngliche Idee meiner Dissertation war, dass ich ein SDK für Unity-Entwickler bereit stelle, um die Erfassung von Gesundheitsdaten aus Serious Games zu erleichtern. Hierbei hat sich die technische Machbarkeit als gut umsetzbar erwiesen, allerdings fehlen für die letztliche Implementierung des SDK noch Antworten auf einige grundlegende Fragen.
Die wichtigste dieser Fragen lautet: hängen die Gamescores von unseren PatientInnen mit ihrem tatsächlichen Gesundheitszustand zusammen? Weiters lassen sich aus Metadaten wie Häufigkeit des Spielens, Länge bzw. Uhrzeiten der Spiele-Sessions wohl auch wertvolle Rückschlüsse ziehen.
Bislang wurde die Überprüfung dieser Hypothese durch die Patientenrekrutierung bzw Erfassung der tatsächlichen Gesundheitsdaten erschwert. Somit könnte man zwar alle möglichen Daten über das Spieleverhalten sammeln, die Verbindung zur "medizinischen Wahrheit" war allerdings kaum möglich.
Nun hat sich in Kooperation mit dem St. Anna Kinderspital eine neue Möglichkeit ergeben: in eine laufende Forumsstudie, an der Studienzentren aus der ganzen Welt teilnehmen, wird ein freiwilliges Serious Game Modul angeboten. Die jungen PatientInnen können ein eigens entwickeltes Set an Serious Games spielen, in dem sie ihre Geschicklichkeit und Konzentration in einer ansprechenden Form testen können. Der spannende Punkt ist, dass die PatientInnen durch ihre Teilnahme an der Forumsstudie zu fixen Zeitpunkten nach der Transplantation sich Untersuchungen in Klinik und Labor unterziehen. Das bedeutet, dass wir für alle PatientInnen auch ein Set an Gesundheitsdaten haben, mit welchen sich die Spieledaten korrelieren lassen.
Die Spielprinzipien sind simpel: wir werden uns an Spielkonzepten wie Flappy Bird, Temple Run oder Sudoku orientieren. Dies erleichtert einerseits den Einstieg für die User (keine langwierigen Tutorials notwendig, über Altersgrenzen hinweg leicht verständliche Spiele), andererseits wird (hoffentlich!) die Motivation über eine längere Zeit aufrecht bleiben. Der geplante Zeitrahmen für das Experiment beträgt pro PatientIn 90 oder 180 Tage.
Die Spieledaten werden in erster Linie direkt an die Datenbank der Forumsstudie transferiert und auch dort gespeichert. Dies erleichtert die organisatorische Komponente enorm. Auch die statistische Auswertung wird von der Studienleitung veranlasst und gesteuert. Ein positiver Beschluss der Ethikkommission ist ausständig, sobald dieser erfolgt ist, wird mit der Entwicklung an der Uni Wien begonnen.
Letztlich bedeutet das Experiment einen kleinen Schritt zurück - er macht jedoch auf jeden Fall Sinn. Sobald sich die Forschungsfragen bestätigt haben, kann das SDK konsequent und mit einer gut belegten Faktenlage entwickelt werden.