Förderjahr 2021 / Stipendien Call #16 / ProjektID: 5693 / Projekt: Kryptowerte in der Insolvenz
Virtuelle Währungen befinden sich derzeit – unter anderem aufgrund der hohen Kurszuwächse der Kryptowährung Bitcoin – im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit. Der europäische Gesetzgeber hat bereits reagiert und insb mit der 5. Geldwäsche-Richtlinie erste Regulierungen vorgenommen. Wie mit virtuellen Währungen – abseits der steuerrechtlichen Perspektive – umzugehen ist, ist in Österreich jedoch immer noch höchst unklar.
Das Dissertationsprojekt hat zum Ziel, virtuelle Währungen in das österreichische Privat- und Insolvenzrecht einzuordnen. Aufbauend auf einer Grundlagenforschung sollen zahlreiche Sonderthemen behandelt werden, die mit virtuellen Währungen einhergehen. An geeigneten Stellen der Dissertation werden nach einer Analyse der zentralen Fragen eigene Positionen bezogen und Lösungsansätze entwickelt. Die Dissertation wird Klarheit über die insolvenzrechtliche Behandlung von virtuellen Währungen schaffen und hierbei sowohl den internetaffinen Anlegern als auch Gläubigern im Insolvenzverfahren Rechtssicherheit gewähren. Dies wird zu einer breiteren Akzeptanz und sichereren Verbreitung dieser neuen Technologie führen. Es handelt sich um praxisnahe Grundlagenforschung, die dringend erforderlich ist, um aktuellen Rechtsproblematiken zu begegnen.
Zur privatrechtlichen Einordnung virtueller Währungen gibt es bereits vereinzelt Fachbeiträge und Aufsätze, diese haben sich jedoch nur in geringem Ausmaß mit der technischen Grundlage von virtuellen Währungen wie dem Bitcoin auseinandergesetzt. Das vorliegende Dissertationsprojekt soll diese drei Komponenten (Technik, Privat- und Insolvenzrecht) in Verbindung setzen, um diverse Problemstellungen, die bei der Innehabung von virtuellen Währungen in der Praxis auftreten, abschließend beantworten zu können. Im privatrechtlichen Teil wird insbesondere eine Analyse der Sachqualität von virtuellen Währungen sowie eine Beurteilung der (analogen) Heranziehung essenzieller Grundsätze des Sachenrechts auf Kryptowährungen als (unkörperliche) Sachen erfolgen.
Die Behandlung virtueller Währungen in der Insolvenz wurde bisher in Österreich nicht wissenschaftlich untersucht. Auch die Praxis hat sich bisher nicht ausreichend mit der Thematik auseinandergesetzt, wodurch es durchaus dazu kommen kann, dass erhebliche Vermögenswerte in virtuellen Währungen dem Zugriff des Insolvenzverwalters entzogen bleiben. Im insolvenzrechtlichen Teil des Dissertationsprojektes ist zunächst die Frage zu beantworten, ob virtuelle Währungen Teil der Insolvenzmasse sein können. Im Anschluss daran wird unter anderem die Möglichkeit des Bestehens von Aus- und Absonderungsrechten analysiert sowie zahlreiche Sonderthematiken erforscht.
Dr. Tobias Weidinger
Seine Forschungsgebiete umfassen insbesondere Insolvenzrecht, Zivilverfahrensrecht, Privatrecht, Legal Tech und IT-Recht. Dr. Weidinger arbeitete zuvor bereits als Rechtshörer am Landesgericht für Zivilrechtssachen in Graz, als Legal Intern bei zwei renommierten Kanzleien und war mehrere Jahre als freier Werbetexter tätig. Er war Lektor und Mitherausgeber des Law@Graz-Magazins, ehrenamtlicher Mitarbeiter der Fakultätsvertretung Jus und einige Jahre als Referent für Schulsport im Vorstand des Steirischen Badminton Verbandes (StBV) tätig.
Nunmehr ist Dr. Weidinger als Wirtschaftsjurist in der Privatwirtschaft tätig.