Förderjahr 2017 / Project Call #12 / ProjektID: 2092 / Projekt: bürgerchain
Am 3.5. war nicht nur ein Informationsabend für alle EinreicherInnen für den netidee-Call 13, sondern auch der erste Tag der Linuxwochen Wien. Ich hatte (neben ein paar anderen netidee-Alumni) die Gelegenheit, dort über mein Projekt zu sprechen. Das Thema: Die nicht ganz einfache Suche nach der "richtigen" Blockchain. Das Publikum war angenehm kritisch, stellte gute Fragen und lieferte auch mir gute Inputs - ich hoffe, dass der Vortrag auch für die Leute im Publikum interessant und aufschlussreich war. Worum ging es nun in meinem Talk?
Der Projektname Bürgerchain macht ja schon klar: Es braucht eine Blockchain - aber welche? Derzeit entstehen wöchentlich mehrere neue Cryptocurrencies, davon viele auf neuen Blockchains und jede dieser Blockchains behauptet von sich (wie auch viele bestehende), die beste der Welt zu sein. Ich habe mich daher recht früh entschieden, mich erst einmal auf etwas etabliertere Blockchains zu fokussieren, so man in einem so neuen, dynamischen Umfeld wie diesem von etabliert sprechen kann. Nachdem ich mich oberflächlich mit einer größeren Anzahl potenzieller Blockchains beschäftigt habe, sind zwei davon in die nähere Auswahl gekommen:
- Ethereum, eine Blockchain die vor allem durch ihr Konzept der "Smart Contracts" besticht. Damit können einfache Programme in der Blockchain gespeichert und ausgeführt werden - mit einem solchen Programm kann man dann z.B. ein Treuhandsystem umsetzen oder, wie für die Bürgerchain, auch ein e-Voting-System.
- IOTA, eine Blockchain die vor allem durch niedrige Kosten und hohe Flexibilität zu überzeugen weiß. Transaktionen kosten praktisch nichts, mit jeder Transaktion können auch Daten (also z.B. Stimmen für ein e-Voting) gespeichert werden.
Leider haben auch diese beiden Blockchains ganz gravierende Nachteile (wie auch all die anderen, die ohnehin schon vorher ausgeschieden sind): Bei Ethereum steigen die Kosten selbst bei kleinen Wahlen und Abstimmungen schnell in Bereiche, die den Einsatz dieser Blockchain unattraktiv machen. Bei IOTA sind es andere Punkte (Sicherheitsprobleme, zweifelhafte Kommunikationsstrategie, fehlende dezentrale Struktur), die mich abgeschreckt haben. Mir war von Anfang an klar, dass beim Thema Blockchains erst einmal ein übergroßer Hype da ist - wie wenig Substanz dann oft tatsächlich da ist und wie wenig alltagstauglich die zahlreichen Cryptocurrencies und Blockchains dann sind (ausgenommen für Spekulanten und Miner) hat mich dann selbst überrascht.
Mein Fazit ist daher, dass ich in einem ersten Schritt nicht auf eine verteilte ("distributed ledger") Blockchain setzen werde, sondern eine einfache, lokale Datenbank mit verketteten, gegen nachträgliche Änderungen abgesicherten Einträgen. Das ist dann nur noch im weiteren Sinne eine Blockchain, erfüllt Anforderungen der Bürgerchain aber besser als alles andere, was derzeit am Markt ist.