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User-generated Content
Was ist das jetzt genau? (11.02.2018)
Förderjahr 2017 / Stipendien Call #12 / ProjektID: 2419 / Projekt: Quality and consumption of user-generated content for academic learning purposes

Was ist user-generated Content, wie definierst du das?“, hat mich anfangs ein Kollege im Research Seminar gefragt. Um die Verwendung von user-generated Content (UGC) zu untersuchen, ist diese Frage natürlich nicht unwesentlich. In meinem ersten Beitrag hier habe ich am Beispiel von Wikipedia bereits kurz die Kernpunkte meiner Definition angeschnitten. An dieser Stelle möchte ich noch näher darauf eingehen, um ein gemeinsames Verständnis für den Begriff zu schaffen. In der Literatur finden sich folgende

Charakteristika von UGC

(1) Bei UGC handelt es sich um kreative Inhalte.

Also um Inhalte, die – wie die Bezeichnung UGC schon sagt – geschaffen („generiert“) werden. Diese können entweder nützlichen, informativen Charakter haben, oder aber auch einfach unterhaltsam sein.

(2) UGC wird eher durch „normale“ Menschen produziert als durch bezahlte Profis.

Das bedeutet, dass verschiedenste Menschen (gemeinschaftlich oder auch einzeln) UGC erstellen und theoretisch jede/r Inhalte beitragen kann. Natürlich sind Experten dabei nicht ausgenommen (und sogar erwünscht), jedoch ist die Teilnahme nicht auf sie beschränkt. Gewünscht ist es in jedem Fall trotzdem, dass die Beitragenden sich inhaltlich auskennen. Daneben gibt es noch weitere Voraussetzungen, wie zum Beispiel eine gewisse Technik-Affinität zur Bedienung der erforderlichen Software (Inhalte einstellen, bearbeiten) und eventuell notwendiger Hardware (z.B. Umgang mit einer Kamera zum Erstellen eines YouTube-Videos) sowie das Interesse, überhaupt mitzumachen.

(3) UGC ist offen und frei im Internet zugänglich.

Das heißt, es gibt (mit Ausnahme eines funktionierenden Internetanschlusses und eines Zugangsgeräts) keine Zugriffsbarrieren und die Inhalte können unentgeltlich genutzt werden. Eine gewerbsmäßige Gewinnerzielungsabsicht in direkter Verbindung mit den Beiträgen ist somit (eigentlich) ausgeschlossen.

(4) Eine Vorab-Überprüfung der Informationsqualität durch einen Herausgeber erfolgt dabei in der Regel nicht.

In Verbindung mit Punkt (2) dieser Liste und der Selbst-Selektion der Teilnehmenden ist dies einer der Haupt-Kritikpunkte an der Nutzung von UGC – vor allem im universitären Bereich. Das Problem ist neben möglicher Vandalenakte, dass sich manche Teilnehmende in ihrer Kompetenz verschätzen und unzureichende Beiträge liefern könnten. Wenn solche Beiträge unkommentiert oder unkorrigiert bestehen bleiben, ergibt sich die Gefahr, dass Nutzer möglicherweise falsche oder unvollständige Informationen konsumieren, ohne sich dessen bewusst zu sein. Auch negative Netzwerkeffekte könnten sich daraus ergeben (Stichwort Weiterverbreitung). In der Literatur wurde teilweise außerdem eine gewisse Schwankung der Qualität bemängelt.

Das heißt jedoch nicht, dass die Inhalte oder/und Beiträge gänzlich ungeprüft bleiben würden oder/und qualitativ schlecht wären. Der Open Source-Bereich und auch Beispiele wie Wikipedia zeigen, dass es insgesamt gesehen durchaus Sinn macht, auf die „Weisheit der Masse“ zu setzen, wenn es darum geht, hochwertige, konkurrenzfähige Ergebnisse zu erzielen und die Qualität der Beiträge zu sichern. Qualitätssicherungs-Maßnahmen erstrecken sich – je nach Anwendung – von Bewertungsmöglichkeiten und Kommentarfunktionen bis hin zur Prüfung und gegebenenfalls Änderung oder Löschung durch andere Mitglieder der jeweiligen Community.

 

UGC Web x.0 ≠ Social Media

UGC findet sich in einer breiten Palette an verschiedensten Anwendungen im Internet. Möglich wurde dies mit der Entwicklung des Web 2.0, das auch als Mitmachweb bezeichnet wird und durch eine Erweiterung des Funktionsumfanges der Allgemeinheit die Möglichkeit gab, auf verschiedensten Plattformen bzw. Social Media-basierten Anwendungen aktiv mitzuwirken. Dabei ist wichtig zu betonen, dass weder die Plattformen, noch die Anwendungen selbst UGC sind, sondern, dass diese auf UGC aufbauen. Somit sind es die Inhalte der Anwendungen bzw. Websites, die durch die Beitragenden geschaffen werden. UGC kann dabei in Text- oder Bildform, im Audio-, Videoformat oder sogar als virtueller Content erzeugt werden. Abbildung 1 gibt einen Überblick über Anwendungsbereiche und -beispiele, in denen UGC in verschiedenen Formen im Internet vorkommt.

Abbildung 1 Plattformen, Anwendungen und UGC (abgeleitet von Franklin & Harmelen, 2007; Kaplan & Haenlein, 2010; Krum, Davis, & Narayanaswami, 2008; Treem & Leonardi, 2012; Wusch-Vincent & Vickery, 2007)
Abbildung 1 Plattformen, Anwendungen und UGC (abgeleitet von Franklin & Harmelen, 2007; Kaplan & Haenlein, 2010; Krum, Davis, & Narayanaswami, 2008; Treem & Leonardi, 2012; Wusch-Vincent & Vickery, 2007)

 

Bedeutung von UGC

Im Allgemeinen haben Social Media und UGC nach wie vor hohe Bedeutung und werden durch viele Menschen genutzt. Ist ein Urlaub geplant, lesen viele Reiseblogs und Erfahrungsberichte über verschiedene Destinationen und Hotels. Auch für Anschaffungen oder bei der Suche nach neuen Lokalen und Geschäften werden gerne Bewertungen und Berichte anderer Kunden herangezogen. Mein Lieblingsbeispiel Wikipedia ist oft Anlaufstelle für die Klärung von Fragen und Unklarheiten. Teilweise werden die darauf vorhandenen Informationen auch weiter übernommen – zum Beispiel auf anderen Websites oder in Zeitungsartikeln. Und YouTube und Facebook ermöglichen es uns, Unterhaltung zu genießen, Informationen zu bekommen oder einfach, mit anderen in Kontakt zu treten. Abbildung 2 zeigt die in Österreich meistbesuchten Internetseiten. In den Top 10 finden sich einige der hier genannten Beispiele.

Top 10 der meistbesuchten Websites in Österreich
Abbildung 2 Top 10 der meistbesuchten Websites in Österreich (Quelle: https://www.alexa.com/topsites/countries/AT)

Welche Bedeutung die Anwendungen für das universitäre Lernen im Speziellen haben, werde ich in meiner weiteren Arbeit untersuchen. Nähere Informationen dazu folgen.

 

Referenzen

Alexa.com (oJ) Anbieter von Analyse-Tools. Die Rubrik Top Sites (zu finden unter Features/Competitive Analysis Tools) zeigt die meistbesuchten Internetseiten. Die Darstellung für Österreich ist verfügbar unter: https://www.alexa.com/topsites/countries/AT. [Zugriff am 11.02.2018]

Bauer, A. C. (2011). User Generated Content: Urheberrechtliche Zulässigkeit nutzergenerierter Medieninhalte. Springer. Berlin Heidelberg.

Daugherty, T., Eastin, M. S., & Bright, L. (2008). Exploring consumer motivations for creating user-generated content. Journal of Interactive Advertising, 8 (2), 16–25.

Flanagina, A. J., Hocevara, K. P., & Samahitob, S. N. (2014). Connecting with the usergenerated web: How group identification impacts online information sharing and evaluation. Information, Communication & Society, 17 (6), 683–694. 

Franklin, T., & van Harmelen, M. (2007). Web 2.0 for content for learning and teaching in higher education. Study report. Verfügbar unter: https://staff.blog.ui.ac.id/harrybs/files/2008/10/web-2-for-content-for-learning-and-teaching-in-higher-education.pdf. [Zugriff am 11.02.2018]

Kaplan A. M., & Haenlein M. (2010). Users of the world, unite! The challenges and opportunities of social media. Business Horizons (2010) 53, 59–68. 

Krumm, J., Davies, N., & Narayanaswami, C. (2008). User-generated content. Guest editors’ introduction. Pervasive computing, IEEE CS, October–December 2008, 10–11. Verfügbar unter: http://www.computer.org/csdl/mags/pc/2008/04/mpc2008040010.pdf. [Zugriff am 11.02.2018]

Pascu, C., Osimo D., Ulbrich M., Turlea G., & Burgelman J.C. (2007). The potential disruptive impact of Internet 2 based technologies. First Monday, 12(3).

Stegbauer, C. (2009). Wikipedia: Das Rätsel der Kooperation. Wiesbaden: VS Verlag.

Treem, J. W., & Leonardi, P. M. (2012). Social media use in organizations: Exploring the affordances of visibility, editability, persistence, and association. Communication Yearbook, 36, 143–189.

Wusch-Vincent, S., & Vickery, G. (2007). Participative web: User-generated content (Report. DSTI/ICCP/IE(2006)7/FINAL). Working Party on the Information Economy (WPIE), OECD. Verfügbar unter: http://www.oecd.org/internet/ieconomy/38393115.pdf. [Zugriff am 11.02.2018]

Corinna Raith

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Corinna Raith ist Doktorandin der Wirtschaftsinformatik am Institute for Information Management and Control der WU Wien. In ihrer Dissertation befasst sie sich mit der Verwendung von User-generated Content für universitäre Lernzwecke. Daneben ist sie als Frauen in die Technik-Botschafterin für den Verein Sprungbrett tätig.
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