Förderjahr 2017 / Project Call #12 / ProjektID: 2335 / Projekt: RemoteMentor
Im November 2018 wurde das Projekt in insgesamt 2 Partnerschulen und 4 Klassen im Zeichenunterricht integriert.
TU Graz:
Im November 2018 wurde das Projekt in insgesamt 2 Partnerschulen in 4 Klassen im Zeichenunterricht integriert. Die Aufgabenstellung war an beiden Schulen etwas unterschiedlich:
- Partnerschule 1: Hier wurden Objekte gezeichnet, welche dann später in Pocket Code animiert wurden. Diese Objekte erklären in einer ersten Szene anhand eines berühmten Gemäldes „Kontrast“ und „Farbmerkmale“ in den Bildern. In der zweiten Szene wurde ein Spiel integriert
- Partnerschule 2: Auf der Basis von berühmten Gemälden wurden in der interaktive „Memes“ erstellt. In einer zweiten Szene wurde ein Spiel auf Basis dieses Memes hinzugefügt.
Jede Klasse hatte wie schon im Mai/Juni 2018 eine bzw. zwei Einführungseinheiten. Hier wurde Pocket Code/Coding generell erklärt sowie die Spielidee definiert. Alle hatten dann die Möglichkeit zwei remote Mentoring Sessions zw. 30-40 Minuten absolvieren. Anfangs waren die SchülerInnen etwas gehemmt über der Vorschlag mit einer fremden Person zu telefonieren bzw. diese Art Ratschläge zu bekommen wurde nicht von allen als positiv gesehen. Die Befürchtungen legten sich aber recht schnell und alle waren nach den Einheiten sehr motiviert und haben durchwegs sehr positiv auf diese Hilfe reagiert. Abschließend wurden die Spiel in der Klasse präsentiert.
Insgesamt wurden 94 fertige Spieleapps von SchülerInnen hochgeladen. Als nächster Schritt werden diese von der TU Graz auf die Lernzielerreichung überprüft, sowie sonstige Daten (Fragebögen, Interviews mit MentorInnen, etc.) ausgewertet. Als Abschlussevent Mitte Dezember werden die Spiel als Videos präsentiert bzw. alle MentorInnen zum Erfahrungsaustausch eingeladen.
Bernadette Spieler, aus dem IST-Team der TU Graz
Screenshots der Spiele
Uni Graz:
Im November haben wir, das Soziologinnen-Team der Karl-Franzens-Universität Graz erneut Gruppendiskussionen mit den teilnehmenden Schülerinnen geführt. Wie bereits im Sommer teilten die SchülerInnen mit uns auch dieses Mal interessante Erfahrungen und Gedanken wodurch hilfreiches Feedback zum Projekt Remote Mentoring generiert werden konnte.
Neben den Gruppendiskussionen haben wir uns in den letzten Monaten intensiv mit den theoretischen Grundlagen und der aktuellen Literatur zum Konzept des „Mentorings“ beschäftigt.
In der Literatur werden mehrere Formen solcher Unterstützungsmaßnahmen durch außenstehende Personen unterschieden. Die drei grundlegendsten, nämlich das Mentoring, das Coaching und das Tutoring sollen hier kurz vorgestellt werden. Diese drei Konzepte können miteinander verbunden sein, bzw. können gemeinsame Schnittmengen aufweisen. Eine klare Unterscheidung ist in der Praxis deshalb nicht immer möglich. Anhand folgender drei Punkte können die Konzepte jedoch üblicherweise voneinander unterscheiden werden: die Art, die Dauer und das Ziel der Unterstützung, bzw. der Zusammenarbeit.
Das Mentoring wird charakterisiert durch eine Laufzeit, die sich über einen sehr langen Zeitraum erstrecken kann und in jedem Fall über die Erreichung eines bestimmen Zieles hinausgeht. Mentoren oder Mentorinnen und Mentees entwickeln eine starke Beziehung, die sich nicht auf die Vermittlung fachlicher Fähigkeiten und Kompetenzen beschränkt. In Mentoring-Beziehungen steht die umfassende persönliche Weiterentwicklung des Mentees im Vordergrund. Die Entwicklung der Persönlichkeit, der Selbstwahrnehmung, der Berufsambitionen und der Ausbau von Interessen spielen in einer solchen Konstellation eine mindestens genauso wichtige Rolle wie die Vermittlung fachlicher Kompetenz. Die Bedeutung der persönlichen Beziehung in einer Mentoring-Konstellation bringt es mit sich, dass Mentees sich ihre Mentorinnen oder Mentoren üblicherweise selbst aussuchen. Als Grundlage dienen hierfür bestimmte Merkmale oder Eigenschaften, die sie an der Mentorin oder dem Mentor besonders schätzen.
Während das Mentoring auf eine umfassendere Begleitung und Entwicklung einer Person hinarbeitet, fokussiert das Konzept des Coachings auf das Erlernen bestimmter Kompetenzen für einen bestimmten Zweck oder auf einen bestimmten Zeitpunkt hin. In einer solchen Konstellation sind die Ziele der zu Coachenden, bzw. das Erreichen dieser Ziele der Mittelpunkt der Zusammenarbeit. Folglich sind die Laufzeit und der Umfang einer solchen Zusammenarbeit im Vergleich zu einer Mentoring-Maßnahme geringer. Coaches werden zumeist von Organisationen oder Institutionen zugeteilt, da hier tiefere, persönliche Beziehungen keine zentrale Rolle spielen.
Noch einmal konkreter ist die Zielsetzung in Tutoring-Maßnahmen: Tutorinnen und Tutoren stehen ihren Tutees für das Erreichen eines ganz bestimmten Zieles, bzw. einer konkreten Fähigkeit zur Verfügung. Diese Zusammenarbeit ist üblicherweise zeitlich stark begrenzt, kann aber nichtdestotrotz große Auswirkungen auf die unterstützte Person haben, etwa wenn Erfolgserlebnisse Einfluss auf spätere Bildungs- oder Berufsambitionen haben. Tutorinnen und Tutoren werden üblicherweise ihren Tutees zugeteilt.
Im Fall des Remote-Mentoring-Projektes haben wir es laut den Erkenntnissen aus der wissenschaftlichen Literaturrecherche also eher mit einem Tutoring-Konzept zu tun: Das Ziel, bzw. die erforderten Fähigkeiten sind konkret festgesetzt, die Laufzeit der Zusammenarbeit ist mit insgesamt zwei Sessions (mit unterschiedlichen MentorInnen) sehr kurz und die Beziehung ist auf den Zweck der Zielerreichung (Programmierung eines Spieles) ausgerichtet.
Bei genauerer Betrachtung würde sich also der Begriff des „Tutorings“ am besten eignen, um die im Projekt entwickelte Unterstützungsmaßnahmen für jugendliche Mädchen zu beschreiben. Wie eingangs schon erwähnt werden die vorgestellten Begrifflichkeiten im allgemeinen Sprachgebrauch jedoch häufig analog verwendet und Mentoring ist dabei am geläufigsten. Die Projektverantwortlichen der TU haben die Bezeichnung Remote Mentor gewählt, da sie das Mentoring als ein gemeinsames Problemlösen als Team, das nicht "von oben herab" geschieht, begreifen. Diese Vorstellung kann etwa auf den Begriff des „Mentors“ aus der griechischen Mythologie zurückgeführt werden: der Mentor ist eine wohlwollender Berater des jungen Odysseus.
Sophi Valentin, aus dem Soziologinnen-Team der Universität Graz
Quelle:
Dr. Beverly J. Irby (2018) Editor’s Overview: Differences and Similarities with
Mentoring, Tutoring, and Coaching, Mentoring & Tutoring: Partnership in Learning, 26:2, 115-121,
DOI: 10.1080/13611267.2018.1489237
Link zum Beitrag: https://doi.org/10.1080/13611267.2018.1489237