Förderjahr 2017 / Stipendien Call #12 / ProjektID: 2188 / Projekt: Das Konzept der e-residency
Die Tage in Estland werden vor den Sommerferien länger und kurz vor der ferialen Pause wurde die Diskussion um die e-residency noch einmal öffentlich entfacht.
Es ist schon schier unglaublich, wenn die Gräue des estnischen Himmels schön langsam und immer mehr von den Sonnenstrahlen in den Schatten gestellt wird. Die langen Sommernächte in Tallinn sind wirklich ein absoluter Kontrast zu dem sonst so kargen Wetter im hohen Norden.
Viele TouristInnen säumen dann auch gerne die Wege in der Altstadt und auch sämtliche Staatsgrößen geben sich gerade gerne in den besonders einladenden Monaten Mai und Juni die Klinke in die Hand. So war etwa dieses Jahr Alexander van der Bellen, welcher selbst estnische Wurzeln hat, in Tallinn zu Besuch.
Gesehen habe ich keinen der internationalen Ehrengäste, es ist nur auffällig, wie häufig Helikopter dann über Tallinn fliegen. Schnell dunkel wird es nämlich ab Mai nicht. Vielmehr erscheint es fast, dass der Tag überhaupt kein Ende nimmt. Gerne wäre ich selbst einmal in einem Helikopter gessessen und wäre dem Sonnenuntergang entgegengeflogen. Was soll's, es gibt genug Aussichtsplattformen in der Stadt!
Aber ein Aufenthalt in Estland nimmt dann doch auch einmal sein Ende. Interessant ist es, auch mit einigem zeitlichen Abstand, für mich immer noch gewesen, die Heimat der 'e-residency' kennenzulernen.
Überrascht war ich deshalb nicht, dass ich, noch vor meiner Abreise, von einer 'e-residency 2.0' in den Zeitungen lesen konnte. Wollen da PolitikerInnen vielleicht eine Operation an einem toten Patienten durchführen?
So wie das Konzept nämlich beworben wird, funktioniert es nicht. Das ist allen EntscheidungsträgerInnen mittlerweile klar. Und doch lebt der Mythos der 'e-residency' weiter, in dem nun ein wenig pragmatisch nach Lösungen gesucht wird, damit vielleicht die zweite Fassung ein Erfolg wird.
Geschmunzelt habe ich doch schon, als ich die Zeitungsartikel gelesen habe. Ob ich mich mit der zweiten Version beschäftigen werde? Nun, ein Vergleich ist sicherlich interessant und böte sich tatsächlich sehr gut an. Aktuell bin ich aber mehr damit beschäftigt, ein wenig mehr zur allgemeinen Desilussionierung des digitalen Wunderlandes Estland beizutragen, in dem ich in der Heimat einfach mit Menschen über das Land spreche. Ganz analog.